Videos bearbeiten
Artikel-Serie: Lehrvideos erstellen
Einleitung
Der letzte Schritt der Videoproduktion ist die Postproduktion, umgangssprachlich auch „Schnitt“ genannt. In dieser Phase werden Ton- und Videoaufnahmen synchronisiert, Fehler korrigiert, Elemente eingefügt und das Video zeitlich gestrafft. Im Schnitt wird ebenfalls die Struktur und das Tempo des Videos bestimmt.
Diese Seite vermittelt einen Überblick über die Grundprinzipien des Schnitts. Es finden sich ebenfalls Tutorials zu diversen Schnittprogrammen und weiterführende Links zum Thema.
Aufzeichnung: Nachbearbeitung von Vorlesungsaufzeichnungen
Unter folgendem Link zur THN Mediasharing Plattform, finden Sie die Aufzeichnung des Online Seminars vom 25.01.2022, zum Thema:
Nachbearbeitung von Vorlesungsaufzeichnungen in Camtasia
Grundprinzipien des Videoschnitts
Grundsätzlich werden im Film- und Videobereich zwei verschiedene Vorgänge als Schnitt bezeichnet. Zum einen der Übergang von einem Bild in ein anderes und die sog. Montage - die Strukturierung und Rhythmisierung eines Videos.
Zusätzlich werden auch die Sichtung, Auswahl und Bearbeitung des Filmmaterials als Schnitt bezeichnet.
Im Folgenden werden Begrifflichkeiten und Grundregeln im Zusammenhang mit dem Prozess des Videoschnitts erläutert.
Montage
Die Montage bezeichnet die Strukturierung und den Rhythmus eines Videos. Etwa wie lange eine Einstellung (eine kontinuierliche Filmaufnahme) zu sehen ist, bzw. wie schnell zwischen den einzelnen Einstellungen gewechselt/geschnitten wird.
Im Lehrkontext ist der Schnitt-Rhythmus für gewöhnlich nicht sehr schnell, da die zu vermittelnden Inhalte gut wahrnehmbar bleiben müssen und die Aufnahme einer Vielzahl an Einstellungen mit viel Aufwand in der Produktion verbunden sind.
Ein Bild sollte mindestens 5 Sekunden stehen um vollumfänglich wahrgenommen werden zu können.
Schnitt
Der einzelne Schnitt bezeichnet den Übergang von einer Einstellung in die nächste.
BR Alpha hat hierzu eine Bildstrecke erstellt in welcher die einzelnen Einstellungsgrößen dargestellt sind.
Als generelle Regel gilt, dass jeder Schnitt von einer Einstellungsgröße in die nächstgelegene erfolgen sollte, also etwa von einer „Nahen“ in eine „Halbnahe“. Mehr als eine Einstellungsgröße sollte nach Möglichkeit nicht übersprungen werden, da dies desorientierend wirken kann (etwa von einer „Nahen“ in eine „Totale“).
Weitere Quellen
Die Universität Kiel hat ein nützliches Lexikon der Filmbegriffe zusammengetragen.
Der Workflow der Postproduktion
Der Schnitt eines Videos erfolgt in mehreren Schritten. Diese werden nun kurz vorgestellt:
I. Projekt anlegen
Zunächst wird der Projektordner angelegt und die verfügbaren Materialien (Skript, Videoclips, Grafiken, Folien, Audioaufnahmen, etc.) in die entsprechenden Unterordner einsortiert.
In jenem Projektordner werden auch die Projektdateien der jeweiligen Bearbeitungssoftware (bspw. Camtasia oder Premiere) abgelegt. Dabei sollte auf systematische Benennungen geachtet werden. Ein gutes, übersichtliches Format ist etwa „JahrMonatTag_TitelDesVideos_Versionsnummer“.
Beispiel einer Ordnerstruktur für Videoprojekte
JJJJMMTT-Projektname
- Ressourcen / Material
- Audio
- Video
- Skript
- Projektdateien
- Camtasia / Premiere Datei:
- JJJJMMTT-Projektname-v1
- Export
- Vorschau
- Final
II. Material sichten
Wenn das Projekt angelegt und alle Materialien sortiert wurden, muss das verfügbare Material gesichtet werden. Insbesondere wenn mehrere Takes zu einer Handlung entstanden sind, wird in dieser Phase eine Vorauswahl für das finale Video getroffen. Für die Auswahl sind Notizen, welche während des Drehs aufgeschrieben wurden, sowie das Skript, hilfreich.
Je länger das fertige Video werden soll, desto hilfreicher werden Notizen, welche man während dem Sichten anfertigt. Beispiele für eine Notiz: Ein bestimmter Schnitt zwischen zwei Clips; ein Fehler, welcher korrigiert werden will; ein Abschnitt welcher durch eine Grafik oder Folie ergänzt werden könnte.
III. Rohschnitt
Im Rohschnitt wird das ausgewählte Material aus der Sichtungsphase zum ersten Mal grob in die Reihenfolge des finalen Videos gebracht. Es geht hier um den Ablauf des Videos als Gesamtes und nicht um den Übergang von Clip zu Clip, bzw. von Einstellung zu Einstellung. In dieser Phase offenbart sich der Rhythmus des Videos, man erkennt gut ob einzelne Passagen zu kurz oder zu lang geraten sind.
Wurden Ton und Bild getrennt voneinander aufgezeichnet werden die Materialien nun miteinander synchronisiert und zu verknüpft. Im nächsten Schritt wird mit dem synchronisierten Material weitergearbeitet.
Tipp: Wenn es die Bearbeitungssoftware zulässt, können die verschiedenen Sequenzen (respektive die Clips der jeweiligen Sequenzen) in unterschiedlichen Farben markiert werden. So kann das Längenverhältnis der Sequenzen zueinander schnell visuell erkannt werden. Die Einleitung sollte etwa nicht länger als der Hauptteil sein.
IV. Feinschnitt
Im Feinschnitt werden die Übergänge/Schnitte zwischen den einzelnen Clips geschaffen. Auch weitere Grafiken, Titel oder Kapitelmarken werden eingefügt sowie Fehler korrigiert. Zusätzlich können ganze Passagen verschoben oder entfernt werden.
Der Feinschnitt ist die entscheidende Phase des Filmschnitts, da hier das Video zu einer Einheit zusammengesetzt wird.
V. Ton
Unter Umständen muss der Ton noch einmal extra nachbearbeitet werden, etwa wenn die Aufnahmen des Sprechertextes unterschiedlich laut sind. Die Lautstärke dieser Aufnahmen können aneinander angeglichen werden. Auch fortgeschrittene Techniken wie Rauschfilterung oder Komprimierung können angewendet werden.
VI. Export
Ist die Bearbeitung des Videos abgeschlossen, muss es den Zuschauern zur Verfügung gestellt werden. Den Export der Videospur aus dem Bearbeitungsprogramm in eine Videodatei nennt man rendern. Für die Erstellung einer Videodatei gibt es diverse technische Möglichkeiten.
Im Internet bewährt hat sich dabei der Codec h.264, mit einer Auflösung von 1920×1080 Pixeln. Diese Einstellung kann in den meisten Schnittprogrammen als Vorgabe ausgewählt werden.
Mehr Informationen hierzu bietet die Seite Videos exportieren und komprimieren.
Zusammenfassung der Arbeitsschritte
- I. Projektordner und Projekt anlegen, Materialien einsortieren
- II. Material sichten und bewerten
- III. Material im Rohschnitt in die korrekte Reihenfolge bringen, ggfs. Ton und Bild synchronisieren
- IV. Übergänge im Feinschnitt gestalten, Fehler korrigieren und Material ergänzen
- V. Ton nachbearbeiten
- VI. Fertigen Film exportieren und zur Verfügung stellen
Software Tutorials
Es existiert eine Vielzahl an Software-Anwendungen für die Bearbeitung und den Schnitt von Videomaterial. Es folgt eine Übersicht über die gängigsten Programme und dazugehörige Tutorials.
Adobe Premiere Pro
DaVinci Resolve
Camtasia Studio
Shot Cut
Kdenlive
Siehe auch
- (Lehr)Medien hochladen und teilen auf den Plattformen der TH Nürnberg
- Digitale Lehrmaterialien produzieren
- Eine Vorlesung mit Zoom aufzeichnen
- Equipment-Verleih für die Medienproduktion in der Lehre
- Hardware zur Videoproduktion
- Interaktive Lehrmaterialien produzieren
- Lehrvideoproduktion - Ein Überblick
- Live-Streaming
- Screencasts (Bildschirmaufzeichnungen) produzieren
- Videos aufzeichnen
- Videos bearbeiten
- Videos exportieren und komprimieren (für THN Mediasharing oder andere Plattformen)
- Vorbereitung einer Videoproduktion